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Familienseelsorge

In vielen Familien ist eine religiöse »Sprachlosigkeit« zu beobachten – auch in Familien, die am kirchlichen Leben teilnehmen. Frühere Formen, um den Alltag religiös zu deuten und den Glauben der Kirche zu erschließen, sind in Vergessenheit geraten oder entsprechen heute nicht mehr dem Lebensverständnis. Deswegen fällt es vielen Paaren und Eltern schwer, gemeinsam eine alltagstaugliche Spiritualität zu gestalten, die ihr Familienleben entlasten und vertiefen und sich sinnstiftend auswirken könnte. Trotzdem bleiben das familiäre Zusammenleben und die Erziehung der Eltern für die Erfahrung des Glaubens unverzichtbar. Sie sind wichtige Fundamente für die religiöse Entwicklung der Kinder, die keine andere Institution übernehmen kann. 

Unsere Leitlinien:

Der christliche Glaube ist für die Sinngebung und für die Gestaltung des Lebens in Ehe und Familie eine Hilfe. Die Erschließung, Vertiefung und Feier des Glaubens stellt die Basis der Familienseelsorge dar, damit Ehepaare und Familien eine alltagstaugliche und das Familienleben entlastende und vertiefende christliche Spiritualität gestalten können.

Die katholische Kirche hat mit ihren angeschlossenen Verbänden, ihren Institutionen und Einrichtungen die Chance, Ehepaare und Familien in Kontakt zu bringen und Orte der Begegnung, des Gesprächs, der Bildung und des gemeinsamen Feierns zu initiieren. Die Qualität der Paarbeziehung hat für die Atmosphäre in der Familie und für die Entwicklung der Kinder eine herausragende Bedeutung. Deshalb erfüllt die Ehepastoral im Rahmen der Familienpastoral eine wichtige Aufgabe.

Auch die Paare und Familien, die ihren eigenen und den kirchlichen Vorstellungen und Erwartungen nicht entsprechen, sind Adressaten der Familienseelsorge.

Verlässliche Partnerschaft stärkt Entscheidung für Kinder

Der bedeutendste Grund weshalb sich Paare gegen Kinder entscheiden, ist ihr fehlendes Vertrauen in die Verlässlichkeit ihrer Partnerschaft. Auch nach der Geburt von Kindern behält die Qualität der Partnerschaft ihre große Bedeutung. Sie prägt die Atmosphäre und den Rahmen der Familie. Besonders die emotionale Zugewandtheit der Partner und ihre je eigene Selbständigkeit, prägen in hohem Maße die Entwicklung der Kinder. Ehevorbereitung und Ehebegleitung, wie die Partnerschaftstrainings EPL (Ein Partnerschaftliches Lernprogramm) und KEK (Konstruktive Ehe und Kommunikation) haben deshalb über die teilnehmenden Paare hinaus beziehungsförderliche Auswirkungen.

Nähe Gottes insbesondere in Krisen vermitteln

In unserer Gesellschaft haben die meisten Menschen sehr hohe Erwartungen an Partnerschaft und Familie. Paare, Mütter und Väter stehen somit in Gefahr, sich an einem Ideal von Partnerschaft und Erziehung zu messen, das sie mit ihrer Alltagserfahrung nicht einlösen können. Ein solcher Vergleich mit einem Ideal verstärkt sich zudem bei den Frauen und Männern, die durch Trennung oder Scheidung öffentlich wahrnehmbar »am Ideal gescheitert « sind. Dagegen steht, dass gerade in Situationen der Krise, des Scheiterns und der Trennung die Gemeinschaft der Glaubenden den Auftrag hat, durch ihr Verhalten die mitgehende und solidarische Nähe Gottes glaubwürdig zu bezeugen. Für die katholische Kirche bedeutet es eine immer größere Herausforderung, diese Grundhaltung allen Familienformen gegenüber - für die Betroffenen wahrnehmbar - zu verwirklichen.

Familiennetzwerke sind „Tankstellen“

Familien in unserer Gesellschaft brauchen ein gutes Netzwerk. Eltern-Kind-Gruppen in Familienbildungsstätten, Familiengruppen und –kreise, Pfarrgemeinden, Kindertagesstätten und viele andere Einrichtungen und Initiativen können für Familien ein wichtiges Netzwerk darstellen oder zu einem Netzwerk verhelfen. Zudem bieten Wochenendseminare, Familienferien und weitere Veranstaltungen Paaren und Familien Orte an, in denen sie in sehr dichter Form an einer lebens- und gemeinschaftsfördernden Kultur teilhaben können, die ausdrücklich geprägt ist von Wertschätzung, Offenheit und konstruktiver Konfliktlösung. Bei den vielerorts von Eltern selbst vorbereiteten Familiengottesdiensten können Eltern mit ihren Kleinkindern an Symbol- und Zeichenhandlungen, an Gesprächen und (biblischen) Geschichten teilnehmen, die oft mehr auf die großen Fragen der Kinder eingehen, als es die für die Eltern zu Hause möglich ist. Eltern spüren, dass ihren Kindern damit ein religiöser Bereich erschlossen wird, der für ihre Entwicklung eine große Bedeutung hat. 

Unsere Forderungen

  • Alle Träger der Familienseelsorge brauchen die Unterstützung der Diözesen, bestehende Projekte weiterentwickeln und neue Formen konzipieren zu können
  • Paaren und Familien sind geprägte Orte der Begegnung, Bildung, Spiritualität vorzuhalten. Solche Orte sind etwa Familienbildungsstätten, Familienerholungsstätten, Bildungshäuser und Kindertagesstätten.
  • Ehe- und Familienseelsorge ist wie auch die Familienpolitik eine Querschnittsaufgabe. Daher ist bei allen kirchlichen Entscheidungen und Vollzügen zu berücksichtigen, welche Auswirkungen diese für das Zusammenleben in Ehe und Familie haben (Familienverträglichkeitsprüfung).
  • Die vielfältigen Initiativen und Modelle der Ehevorbereitung und Ehebegleitung sind zu unterstützen.      
  • Öffentliche Zuschussgeber sind aufgefordert, der Förderung der Partnerschaftskompetenz einen hohen Stellenwert einzuräumen.
  • Die theologischen und pastoralen Fragen zur »Wiederheirat « sind drängend. Den Betroffenen muss die mitgehende und solidarische Nähe Gottes glaubwürdig bezeugt werden dürfen und können.         
  • Die Ehe- und Familienpastoral ist herausgefordert, sich mit größerem Engagement den Ehen und Familien zuwenden, die unter außergewöhnlichen Belastungen leiden.

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