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Freiwilligendienst im Hospiz
Aus dem Trott ausbrechen und etwas Neues wagen

Ingrid Ening hat sich als eine der ersten für einen Bundesfreiwilligendienst für über 27-Jährige beim FSD beworben. Von August 2011 bis Ende Juli 2012 arbeitete sie Teilzeit als BFD-lerin im Hospiz Johannes-Nepomuk-Haus in Köln.
„Alle fanden es toll, dass ich das mache und sagten, sie selbst würden es nicht tun“, beschreibt Ingrid Ening die Reaktion ihrer Bekannten und Kollegen. Als eine der ersten hat sie sich für einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) für über 27-Jährige beworben. Seit August arbeitet die 41-Jährige nun als BFD-lerin im Hospiz Johannes-Nepomuk-Haus. Statt Übernachtungen für Messe-Aussteller zu organisieren, kümmert sich die gelernte Hotelfachfrau und Diplom-Betriebswirtin nun um sterbenskranke Menschen. Statt selbst verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen und Aufträge zu erteilen, erhält sie nun Aufträge und übernimmt Hilfsdienste wie Betten beziehen, Zimmer aufräumen, Kaffee verteilen.
„Ich wollte den Trott durchbrechen, mich neu orientieren und über den Tellerrand blicken“, begründet Ening ihre Entscheidung. Der Zeitpunkt sei günstig gewesen, da sie nach zehn Jahren an ihrer Arbeitsstelle ohnehin einen Wechsel plante. „Seit 4 Jahren studiere ich nebenher Europäische Moderne, Geschichte und Literatur.“ Das Studium wird sie im Sommer abschließen und sich dann eine Stelle fernab der Hotelbranche suchen. „Ich wollte aber nicht nahtlos von einem Job in den nächsten gehen“, erläutert die Kölnerin. „Und ich wollte etwas Sinnvolles, etwas für andere Menschen machen.“
Ihre Entscheidung bereut sie nicht. 30 Stunden die Woche arbeitet sie in wechselnden Schichten im Hospiz. Sie bezieht Betten, räumt Zimmer auf, verteilt Kaffee, hilft bei der Pflege und verbringt Zeit mit den Hospiz-Bewohnern/-innen. Anstrengend sei ihre Arbeit: körperlich wie mental. „Wenn die Patienten mit mir über ihr Leid sprechen oder über Gott, dann fühle ich mich manchmal schon überfordert.“ Doch es sei schön, direkt mit Menschen zu tun zu haben und nicht nur mit ihnen zu mailen oder zu telefonieren. „Und es ist ein schönes Gefühl, wenn die Bewohner sich freuen, wenn ich nach einigen freien Tagen wiederkomme.“
Mit ihrer neuen Rolle als BFD-lerin hat sie keine Probleme. „Ich weiß, dass ich in meinem gelernten Beruf gut bin. Deshalb kann ich es neidlos anerkennen, dass jetzt andere, die durchaus auch jünger sind als ich, mehr wissen, mehr können und mehr dürfen“, erläutert sie. Außerdem habe ihr jetziger Status auch seine Vorteile: „Ich darf guten Gewissens sagen: „Ich kann das nicht“ oder andere zur Hilfe holen, wenn ich mir etwas nicht zutraue.“
Für ihre Arbeit erhält sie ein Taschengeld. Außerdem wird sie von ihrer Einsatzstelle sozialversichert. Letzteres war für sie ein ausschlaggebender Grund, weshalb sie sich für einen BFD und nicht eine andere Form des Ehrenamts entschieden hat. „Außerdem habe ich keine Lücke im Lebenslauf und die Unterstützung durch den Verein Freiwillige soziale Dienste“, sagt Ening. Problematisch sei allerdings, dass die laufenden Kosten vom Taschengeld nicht gedeckt werden könnten. „Ich kann mir dieses Jahr leisten, weil ich Rücklagen habe und mein Mann ausreichend verdient“, sagt sie. Für viele sei das sicherlich ein Aspekt, den BFD gar nicht erst als Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Ingrid Ening findet das schade. Sie fände es nämlich gut, wenn jeder mal einen Bundesfreiwilligendienst machen und aus dem Trott ausbrechen würde.