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BFD im Altenzentrum
Eingetauscht: Motorrad für Flugticket
Julian L. musste sein Motorrad verkaufen, um sich im September 2012 den Flug von Kolumbien nach Deutschland leisten zu können. Doch das war es dem 30-Jährigen wert. Denn in Deutschland erwartete ihn nicht nur eine BFD-Stelle im Caritas Altenzentrum St. Josef-Elisabeth in Köln Mülheim, sondern vor allem sein jüngerer Bruder Paolo.
Julians jüngerer Bruder Paulo L. hatte sich monatelang dafür eingesetzt, dass sein Bruder nach Deutschland kommen konnte, um dort ebenfalls einen Freiwilligendienst zu leisten. Der 28-Jährige hat 2010/2011 ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) mit dem FSD absolviert. Als er erfuhr, dass der 2011 neu eingeführte Bundesfreiwilligendienst (BFD) auch über 27-Jährigen offen steht, informierte er seinen älteren Bruder über diese Chance. Er half ihm bei der Bewerbung und sprach bei etwaigen Einsatzstellen für Julian vor. Er sparte Geld und schickte es nach Kolumbien, damit Julian Deutschstunden nehmen konnte. Außerdem übte er via Skype mit ihm die neue Sprache. Inzwischen lebt Julian fast ein Jahr in Köln. Sein Deutsch ist manchmal noch holprig, aber er kann sich gut mit anderen verständigen. „Ich arbeite im Altenzentrum St. Josef-Elisabeth und bin dort in der sozialen Betreuung tätig“, berichtet. „Ich spiele mit mehreren Bewohnern Brettspiele, begleite sie zum Arzt, gehe mit ihnen einkaufen und helfe dem Pflegepersonal beim Essenreichen.“ Außerdem besuche er die bettlägerigen Bewohner in ihren Zimmern.
Die Arbeit macht ihm Spaß. Der BFD-ler unterhält sich gerne mit den älteren Leuten, findet es spannend wenn sie von vergangenen Zeiten und über den Krieg erzählen, auch wenn er nicht immer alles versteht. Eigentlich ist Julian, genau wie sein jüngerer Bruder Paulo, gelernter Bauzeichner. „Wir haben damals zusammen die Ausbildung gemacht, dann aber keine Stelle gefunden“, sagt Paulo und ergänzt, dass in Kolumbien nur diejenigen Arbeitsplätze bekommen, die gute Verbindungen hätten. Während Paulo sich daraufhin entschloss ins Ausland zu gehen, half Julian seiner Mutter, die eine Art Wohnheim für alte und behinderte Menschen betreibt.
Die Brüder sind unterschiedlich. Der eine offen und redselig, der andere zurückhaltend und still. Und doch oder gerade deswegen stehen sie sich sehr nahe. „Um uns Geld dazu zu verdienen, haben wir auf der Straße Taschen, süße Milch und Bonbons verkauft“, erzählt Paulo von seinem früheren Leben in Kolumbien. Ob er sein Heimatland vermisse? „Ich vermisse meine Mutter, aber nicht unbedingt Kolumbien. Ich mag die Ordentlichkeit und die Pünktlichkeit der Deutschen“, sagt Paulo. Julian fühlt sich hier noch nicht ganz so heimisch. Der 30-Jährige vermisst seine Freunde, das warme Wetter und sein Motorrad. Auch wenn ihm dieses Erbstück inzwischen gar nicht mehr gehört.
Damit er das Flugticket nach Deutschland kaufen konnte, musste Julian sein geliebtes Motorrad verkaufen. Doch die Investition habe sich gelohnt, meint Julian. Er ist froh, wieder in der Nähe seines Bruders zu leben. „Die Arbeit als BFD-ler macht mir Spaß und wenn alles klappt, werde ich hier eine Ausbildung als Altenpfleger beginnen.“