Erfahrungsbericht aus Südafrika
Von September 2011 bis September 2012 war die 25-jährige Sandra P. als weltwärts-Freiwillige in Südafrika. Sie initiierte ein Projekt um Jugendliche und junge Erwachsene von der Straße zu holen. Hier berichtet sie von ihrem „Karriere-Beratung-Programm".
Im September 2011 kam ich nach Südafrika, um mein weltwärts-Jahr im Isibani Community Centre in Winterton (KwaZulu-Natal, Südafrika) zu absolvieren. Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte, aber auch eine große Herausforderung. Ich habe sehr viele unterschiedliche Emotionen gespürt, mich selbst neu kennengelernt und entdeckt.
Während meinem Jahr bekam ich die Möglichkeit die lokale Zulu-Community kennen zu lernen.
Damit meine ich die 8000 Einwohner von Khethani und Bürger der Dörfer, die ringsum liegen. Für sie alle ist das Isibani Community Centre da. Das Team des Zentrums besteht aus einer Mischung von lokalen Freiwilligen und „Overseas" Freiwilligen – also Leuten aus der ganzen Welt.
Zu Beginn meines Aufenthalts bekam ich Zeit, um alle Projekte, die bei Isibani laufen, die Umgebung, die Menschen und die neuen Kulturen der verschiedenen Gemeinschaften in Winterton kennenzulernen. Während ich hier und da in den verschiedenen Projekten mithalf und viel Zeit in Khethani, dem lokalem Township verbracht habe, sah ich wie viele Jugendliche tagsüber in den Straßen rumhingen. Ich erfuhr, dass sie während des Tages tranken, viele Mädchen schwanger waren, und Drogenmissbrauch und Vergewaltigung zur Tagesordnung gehört. Ich fragte mich, ob wir von Isibani nicht etwas anbieten könnten, um die Jugendlichen abzuhalten, zu Trinken und kriminell zu werden? Junge Menschen haben oft kein Verständnis für den Unterschied zwischen akzeptablen und inakzeptablen Verhalten und ohne positive Vorbilder und Orientierung in ihrem Leben haben sie kaum Zukunftsperspektiven.
Also habe ich mich bei den Jugendlichen umgehört. Ich habe sie gefragt, was ihnen fehlt, und was sie ändern würden, wenn sie könnten. Die meisten von ihnen erzählten mir, dass sie kaum Perspektiven haben, da sie entweder ihre Familien finanziell unterstützen müssen und/oder Geld fehlt um Studieren zu gehen. Mit Familie ist übrigens nicht nur die Herkunftsfamilie gemeint. Viele junge Menschen im Alter von 20 Jahren haben bereits ein oder mehrere Kinder. Außerdem stellte sich heraus, dass viele nicht wissen, wie sie an Informationen für Stipendien oder andere Möglichkeiten kommen. Viele Jugendliche und junge Erwachsene kennen zwar das Internet und benutzen Google mit ihren Handys, aber sie wissen nicht, wie man einen Computer bedient. Warum? Sie haben keinen.
Meine Vorstellung von einem Karriere-Beratung-Programm wurde geboren. Ich las alles was ich, über das südafrikanische Bildungssystem erhalten konnte.
Während ich mit dem Aufbau dieses Programms beschäftigt war, habe ich Kontakt zu der örtlichen High School in Khethani aufgenommen. Ich erfuhr, dass vor allem ein Versäumnis an ganz normaler Lebensbildung besteht. Die Kinder und Jugendlichen haben vor allem das Bedürfnis Fragen beantwortet zu bekommen, die ihr alltägliches Leben betreffen, Wissen über Beziehungen, Missbrauch, Kommunikation, Drogen und Alkohol, Sexualkunde etc. Deshalb wurde ich als Lehrer in der High School für „life skill-Unterricht" eingesetzt, um all diese Bedürfnisse der Kinder abzudecken. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, obwohl es manchmal einige Unterrichtsstunden brauchte um wirklich Vertrauen zu schaffen und zu zeigen, dass es bei mir keine Noten oder Strafe bei falschen Antworten gibt.
Dies war mir aber noch nicht genug. Und so machte ich mich auf und fing an die Menschen bei Isibani für ein Camp mit Übernachtung zu begeistern. Ich hatte schon einige Erfahrungen mit Jugendfahrten in meiner Zeit als Jugendmitarbeiterin in der Kirche gemacht und war mir bewusst was es alles zu organisieren gab. Nach langer südafrikanischer Planungszeit und zwischenzeitlichen schlaflosen Nächten, haben wir es endlich zum Camp geschafft. 30 Jungen aus benachbarten High Schools und neun Helfer verbrachten eine schöne Woche auf dem Camp.
Es war ein voller Erfolg.
Sandra P.