Elternforum 2022-Rückblick
Von Eva Weingärtner
„Menschen – Musen – Miteinander: Ästhetische Bildung als Schlüssel zu ganzheitlicher Bildung (nicht nur) in der Schule“ – so lautete der Titel des KED Elternforums, zu dem die KED in NRW (Katholische Elternschaft Deutschlands, Landesverband), ins Museum Folkwang in Essen eingeladen hatte. Zum Thema der Veranstaltung referierte Prof. i.V. Dr. Laura Flöter-Fratesi. Wissenschaftlich anschaulich belegte sie, dass die ästhetische Bildung grundlegend für unser Leben und die Bildung der eigenen Identität ist und deshalb fest im schulischen Programm verankert bzw. deutlich ausgebaut werden sollte – gerade vor dem Hintergrund einer bisher unzureichenden Situation.
Diese Meinung vertraten auch die Teilnehmer*innen der Veranstaltung bei der anschließenden regen Diskussion, geleitet von der Referentin. Bereits Andrea Honecker, Vorsitzende der KED in NRW, hatte eingangs verdeutlicht, dass die Fächer Kunst und Musik gerade in der Coronakrise in den Hintergrund geraten sind und im Vordergrund vor allem die Hauptfächer standen. Selbstkritisch blickte sie dabei auf die Elternverbände, die nach dem ersten Lockdown gefordert hatten, den Stoff in den Hauptfächern voranzutreiben, damit Prüfungen abgelegt werden konnten. Zu einer ganzheitlichen Bildung würde nun einmal auch die ästhetische Bildung gehören, erklärte Andrea Honecker. Schon Pablo Picasso habe gesagt: „Kunst ist dazu da, den Staub des Alltags von der Seele zu waschen.“ Auch Eberhard Streiter, kommissarischer Leiter der Abteilung Schule im Bistum Essen, betonte in seinem Grußwort, dass Wahrnehmungs-, Urteils- und Gestaltungsfähigkeit ganz wesentlich zur Unterrichtsgestaltung beitragen. Und fügte noch hinzu, dass das Museum Folkwang der ideale Ort dieser Veranstaltung sei, um sich mit ästhetischer Bildung auseinander zu setzen. Zumal das Museum vielfältige Angebote der Kunstvermittlung für Schulen entwickelt hat, wie Peters Daners, Kurator „Bildung & Vermittlung“ im Museum Folkwang, in einem kurzen geschichtlichen Abriss über das Museum darstellte. Gleichzeitig verwies er auf die gegenwärtige Sonderausstellung „Expressionisten am Folkwang. Entdeckt – Verfemt – Gefeiert“, die die Veranstaltungsteilnehmer*innen im Anschluss an den Vortrag der Referentin und einem Mittagessen besuchen konnten.
Laura Flöter-Fratesi stellte in ihrem Vortrag dar, dass Kunst und Leben unauflösbar miteinander verbunden sind und Kunst für das Leben ausgesprochen förderlich ist. Deshalb sprach sie sich auch dafür aus, dass die Schulfächer ästhetischer Bildung stärker im Fokus der Bildungspolitik stehen sollten. Eine ästhetische Bildung leistet ihren Ausführungen zufolge einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung von Identität und Persönlichkeit. Und umgekehrt enthält ein ästhetisches Produkt die Quintessenz einer Persönlichkeit, ihre Identität und Individualität und damit die lebensgeschichtlichen Gehalte ihrer Urheber*innen, verschlüsselt nach einem individuellen Code. Letztendlich müsse jeder sein Leben, sein „Ich“ eigenständig entwerfen und aktiv verwirklichen, so Flöter-Fratesi, und zwar ein Leben lang. Dabei sei Schule ein Raum für die Entwicklung von Persönlichkeiten. Ästhetische Bildung
schaffe einen Raum, innerhalb dessen Lernende echte Identitätsarbeit leisten könnten. „In der Ästhetischen Bildung lernen wir tatsächlich nicht für die Schule, sondern für unser Leben“., unterstrich Prof. i.V. Dr. Laura Flöter-Fratesi abschließend.