Kinder und Jugendliche vor den Gefahren im Internet durch Smartphonenutzung schützen
Von Eva Weingärtner
„Für Kinder smart, für Eltern hart! – Endlich ein passender Umgang mit Smartphone & Co in der Familie!“ - so lautete der Titel des KED Elternforums, zu dem die KED in NRW e. V. (Katholische Elternschaft Deutschlands, Landesverband) eingeladen hatte. Die Veranstaltung fand in der Marienschule Opladen in Leverkusen statt und wurde gleichzeitig auch online verfolgt. Rund 75 Teilnehmer*innen hatten sich angemeldet, um dem mit vielen Beispielen angereicherten Vortrag von Hanno Lenz von der „Initiative Schutzraum – Medienkompetenz Internet“ zu hören. Ausgehend von den Risiken, Gefahren und Trends für Kinder und Jugendliche zeigte dieser auf, was Eltern grundsätzlich tun können, damit sie fairer und sicherer im Internet unterwegs sein können.
Andrea Honecker, Vorsitzende der KED in NRW e. V., betonte in ihrer Begrüßung, dass „gute Regelungen gefunden werden müssen, damit digitale Endgeräte heute und in Zukunft nicht das Leben und Lernen von Kindern und Jugendlichen komplett bestimmen“. Ihre Aussage deckte sich mit den einleitenden Worten von Hanno Lenz zum Vortragsbeginn: „Es braucht einen vernünftigen Umgang mit Geräten wie Smartphones.“ Zumal Kinder heute immer früher ihre ersten Erfahrungen mit dem Internet machen würden. So hätten 90 Prozent in der vierten Klasse bereits ein Smartphone, stellte er fest. „Der mediale Einfluss ist heute sehr groß“, so Lenz. Gerade, wenn Kinder nicht auf kindgerechten Seiten unterwegs sind oder Spiele spielen, die ungeeignet für ihr Alter sind, seien sie vielen Gefahren wie pornographischen Inhalten, Gewaltdarstellungen, rassistischen Parolen und der Kontaktaufnahme zu fremden Personen ausgesetzt. Unmissverständlich äußerte Hanno Lenz seine ganz persönliche Meinung: „Wir sollten eine Welt schaffen, wo Kinder das Smartphone zur eigenen Nutzung erst ab 14 Jahren bekommen und soziale Medien erst mit 16 Jahren zugelassen werden.“ Eine umfassende Medienkompetenz ist für Eltern, Kinder und Jugendliche eine Grundvoraussetzung sicher in der digitalen Welt unterwegs zu sein. Diese beinhaltet die Sachkunde über Medien, die Fähigkeit, Medien kritisch zu nutzen, und das eigene Mediennutzungsverhalten zu analysieren sowie Inhalte für Medien eigenständig zu gestalten. In erster Linie gehe es darum, andere Menschen so zu behandeln, wie man selber behandelt werden will, erläuterte der Referent.
Dass dies oft nicht der Fall ist, verdeutlichte Hanno Lenz, indem er konkret auf die Risiken, Gefahren und Trends, mit denen Kinder und Jugendliche täglich konfrontiert werden, einging. Er sprach über Cybermobbing – der Beleidigung, Bedrohung, Bloßstellung oder Belästigung von Personen mithilfe von Kommunikationsmitteln – und dem Cybergrooming – der Belästigung von Kindern und Jugendlichen durch fremde Personen über soziale Netze oder über Spiele. Letzteres stellt für ihn aktuell „die größte Gefährdung für Kinder und Jugendliche“ dar. Und deshalb gab er den Eltern auch direkt an die Hand, was sie tun können. So sollen sie Sorge dafür tragen, dass der Account ihrer Kinder in sozialen Netzwerken auf „privat“ gestellt wird, ihnen erklären, nie persönliche Infos von sich
preiszugeben, ihnen raten, sich Fantasienamen zu geben und sich niemals mit Leuten, die sie im Internet kennengelernt haben, zu treffen. Als weitere Gefahren nannte Hanno Lenz Sexting – der Verbreitung von intimen erotischen Bildern übers Internet –, FOMO – dem Angstzustand etwas bzw. eine soziale Interaktion zu verpassen –, Challenges und Verrohung im Internet. Den letzten Punkt nahm der Referent zum Anlass, um auf den Einfluss rechtsextremer Parteien mittels sozialer Netzwerke insbesondere TikTok einzugehen sowie die sozialen Netzwerke und ihren Möglichkeiten der Beeinflussung einer kurzen Analyse zu unterziehen Er sprach sich für die Verwendung von Signal statt WhatsApp aus und nannte Snapchat „ein rotes Tuch“, da unter anderem die Ortungsfunktion automatisch eingeschaltet ist. Hanno Lenz schnitt noch kurz das Thema Internetsucht bzw. Spielsucht durch Online-Gaming an, die in den letzten fünf Jahren exponentiell zugenommen haben. Seinen Angaben zufolge haben in Deutschland 1,3 Millionen Kinder eine riskante Internetnutzung.
Diese Gefahren im Blick gab der Referent während seines gesamten Vortrags immer wieder konkrete Handlungsempfehlungen, wie Eltern ihre Kinder schützen können, damit diese sicherer im Internet unterwegs sind. Er riet dazu, die Kindersicherung auf dem Computer zu aktivieren, die Familienfreigabe zu nutzen, einen Account fürs Kind anzulegen, die Sicherheitseinstellungen auf dem Smartphone einzustellen und die Kinder bei Online-Aktivitäten zu begleiten (z.B. Internetspiele zusammen zu spielen) sowie nur altersgerechte Apps und Internetangebote zuzulassen. Ganz wichtig – dies betonte Hanno Lenz gleich mehrfach – sei es, Regeln und Vereinbarungen mit den Kindern und Jugendlichen zu treffen, was die Nutzung von Apps und Spielen sowie sozialer Netzwerke betrifft (Handy-Nutzungs-Vertrag). Eltern sollten immer über Risiken aufklären, den richtigen Umgang mit persönlichen Daten besprechen sowie medienfreie Zeiten und Räume vereinbaren. „Diese Regellungen müssen vor der Pubertät stattfinden. Denn in der Pubertät spielen wir als Eltern keine Rolle mehr“, unterstrich Hanno Lenz. Abschließend empfahl er deshalb, bereits vor der Pubertät eine dritte Vertrauensperson festzulegen, die dann in dieser „schwierigen Zeit“ dem Jugendlichen zur Seite stehen kann.