Pressemitteilung zum KED Elternforum
Kindliches Lernen unterstützen – aber wie?
Antworten gab Herbert Renz-Polster beim Elternforum der KED in NRW
Von Eva Weingärtner
„Was brauchen Kinder? – Kindliches Lernen unterstützen – aber wie?“– so lautete der Titel des KED Elternforums, online veranstaltet von der KED in NRW (Katholische Elternschaft Deutschlands, Landesverband). Eine Antwort auf diese Frage gab Dr. Herbert Renz-Polster, Kinderarzt und Wissenschaftler. Sein Fazit: Die Aufgabe als Eltern ist es, ihre Kinder auf ihrem ungewissen Weg in die Zukunft zu begleiten, ihnen einen Rahmen zu geben, damit sie ihre Persönlichkeitskompetenzen entwickeln und stärken können. Und was die Bildung anbelangt, so steht für ihn fest, dass eine gelungene Schule, die ist, die vom Kind aus gedacht wird.
Dass das Thema den Nerv der Eltern getroffen hatte, zeigte sich daran, dass sich über 150 Interessenten, darunter viele Eltern, dem Vortrag des Referenten zuschalteten. Für Andrea Honecker, Vorsitzende der KED in NRW, war dies eine Bestätigung dafür, dass die KED eine Thematik gefunden hatte, die Eltern bewegt. „Herbert Renz-Polster gibt Ihnen einen Blick von außen auf ihre Kinder und zeigt auf, wie sie gut begleitet werden können“, leitete sie den Vortrag ein. Wie dieser Weg aussehen kann, dies erfuhren die Zuhörer von Herbert Renz-Polster.
Zunächst verdeutlichte er, dass es wichtig ist, dass Eltern eine gute Verbindung zu ihren Kindern aufbauen, indem sie den Blick auf das eigene Kind und die eigene Situation richten und sich nicht an vermeintlichen Idealen, die einen durch Medien wie Instagram tagtäglich vorgeführt werden, orientieren. Denn die Zukunft der Kinder bei einer sich immer schnell verändernden Welt sei ungewiss. „Wir wissen nicht wie ihre Zukunft aussieht, wie sie mal leben und vor welchen Herausforderungen sie gestellt werden“, unterstrich er. Diesem „pädagogischen Unschärfe-Dilemma“ – wie er es nannte – können die Eltern nur begegnen, indem sie ihre Kinder begleiten und so vorbereiten, dass sie dieser Unschärfe gewachsen sind und das Beste aus dem Vorgefundenen machen. Bildlich verglich er die Kinder mit Siedlern, die Neuland besiedeln, und wo die Eltern die Reisebegleiter (auch in der digitalen Welt) sind. Als Reisebegleiter hätten Eltern die Aufgabe dafür zu sorgen, dass ihre Kinder über grundsätzliche Kompetenzen bzw. Persönlichkeitseigenschaften wie Selbstbewusstsein, Selbstkompetenz und damit einen positiven Zugang zu sich selbst, Werteempfinden, soziale Kompetenz und Mut, innere Stärke, um unter Widrigkeiten einen Weg zu finden, sowie Kreativität verfügen.
Wer als Kind auf seinem Bildungsweg scheitere, der verfüge nicht über solche Kompetenzen bzw. habe Entwicklungsprobleme, erläuterte Herbert Renz-Poster. „Gestresste Kinder, Kinder, die mit sich im Unreinen sind, lernen nicht“, unterstrich er. Und gab zu bedenken, dass Eltern ihre Kinder mit den Kompetenzen nicht stark machen können, sondern die Kinder müssen sich selber auf ihre Art stark machen. Die elterliche Aufgabe bestehe deshalb darin, einen Rahmen zu setzen, indem sie selber stark werden können, „um die Schätze des Lebens heben, selber neue Erfahrungen machen und dem Leben begegnen zu können“. Diesen Rahmen setzte er gleich mit funktionierenden Beziehungen. Er wählte dafür den Begriff des „Heimatkleeblatts“, um zu erklären, dass eine funktionierende Beziehung auf der Vermittlung von Sicherheit, Anerkennung („erkannt statt verkannt sein“) und dem Gefühl der Dazugehörigkeit zum Team beruht. Für Herbert Renz-Polster stehen damit auch Einrichtungen wie Krippe, Schule und Kita in der Verantwortung für funktionierende Beziehungen zu sorgen.
Damit Kinder ihre entwicklungsgerechten Erfahrungen machen, „ihre Schätze heben“ können, braucht es zudem an Zeit, Raum (ein eigener Raum) und Gelegenheit für das selbstständige Spiel, die „Spielwelt des Kindes“, wie der Referent betonte. Dieses komme oft zu kurz, da die Kindheit heute meist der Führung und Planung von Erwachsenen unterliege und Ziele vorgegeben würden. Die Kindheit erklärte er, müsse mit in die Institutionen umziehen, da viele Kinder Zweidrittel des Tages hier verbringen würden. „Kinder jedoch wachsen am selbstständigen Spiel“, so Herbert Renz-Polster. Aufgabe der Eltern und Institutionen sei es dafür Sorge zu tragen, ein solides Fundament durch funktionierende Beziehungen anzulegen, „damit Kinder ihr Entwicklungshaus bauen können“.