Medizinische Hilfe für junge Pilger beim XX. Weltjungendtag

PEK (050805) – Rund eine Million Teilnehmer werden im Rheinland zum XX. Weltjugendtag erwartet. Viele davon sind bereits ab dem 11. August bundesweit in den deutschen Diözesen zu Besuch bei Familien und treffen ab dem 16. August im Kölner Raum und Umgebung ein. Wo sich so viele Menschen treffen, da wird  es – leider, aber mit ziemlicher Sicherheit – auch solche geben, die krank werden. Ob Bauchweh, Blinddarm oder Bienenstich, geprellter Zeh, Zahnweh oder Zeckenbiss: die Organisatoren des Weltjugendtages in Köln haben sich im Vorfeld des Großereignisses auch über die medizinische Versorgung der jungen Leuten aus über 160 Ländern Gedanken gemacht. So gibt es, wie bei Großveranstaltungen jeder Art vorgeschrieben, eine sanitätsdienstliche Versorgung der Teilnehmer. Dafür haben die Veranstalter in enger Kooperation mit den Gesundheitsämtern in Köln, Bonn und Düsseldorf Organisatoren sowie dem Malteser Hilfsdienst gesorgt.

Erste Hilfe für Pilger leisten, das ist eine Aufgabe, die dem Malteser Hilfsdienst auf den Leib geschneidert ist. Schließlich sind Malteser seit 900 Jahren im Einsatz, wo kranke Menschen Hilfe brauchten. Kümmerten sie sich in den Anfängen in Jerusalem um Pilger, die auf dem Weg ins Heilige Land erkrankt waren, so sind sie jetzt in Köln zur Stelle, wo es um Koordination und Ausführung der ersten Hilfe für die jungen Pilger geht, die nach Köln kommen. Zur Bewältigung der Mammutaufgabe haben sie sich das Deutsche Rote Kreuz, den Arbeiter Samariterbund und den evangelischen Zweig ihres traditionsreichen Ordens, die Johanniter Unfallhilfe, mit ins Boot geholt, die auch beim Behindertentransport eingesetzt wird. Wie viele der insgesamt 1.900 vorwiegend ehrenamtlichen Sanitäter jeweils wo zum Einsatz kommen werden, das hat die Feuerwehr im Rahmen einer standardisierten „sänitätsdienstlichen Bemessung“ für jede Veranstaltung genau ausgerechnet.

Aber auch von staatlicher Seite haben die Organisatoren sich Hilfe bei der medizinischen Erstversorgung geholt: auf dem Marienfeld steht die Bundeswehr nicht „Gewehr bei Fuß“, sondern gut ausgerüstet mit medizinischem Gerät und Sachverstand bereit, um nicht nur bei Kollaps, Kopfweh oder Katarrh erste Hilfe zu leisten. Im Medical Center der Bundeswehr gibt es sogar ein Röntgengerät und die nötige Ausstattung für kleine internistische Eingriffe. Wo sich zeigt, dass ein kranker Teilnehmer nicht zur Veranstaltung zurück kann, wird er zur Behandlung ins Krankenhaus weiter transportiert oder an eine ambulante ärztliche Behandlung weiter verwiesen. Wer anschließend das Bett hüten muss, aber in einem tagsüber geschlossenen öffentlichen Quartier wie einer Schule untergebracht ist, kann sich in einer Gemeinde pflegen lassen. Auch dafür ist gesorgt.

Kliniken und Ärzte in Köln, Düsseldorf, Bonn, Ruhrgebiet und Umgebung stellen sich für die Dauer des Weltjugendtages auf Mehrarbeit ein. „Ich bitte alle Ärztinnen und Ärzte mit ihrem fachlichen Können und Engagement dieses herausragende Ereignis in unserer Region zu unterstützen und kranken Teilnehmern des Weltjugendtages mit Rat und Tat unbürokratisch und flexibel zur Seite zu stehen“, so Professor Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Ärztekammer Nordrhein und der Bundesärztekammer. Den Kliniken hat die Ärztekammer zudem die frühzeitige Überprüfung und Erprobung von Einsatz- und Alarmplänen sowie eine entsprechende Personalplanung empfohlen. Und wenn ein kranker Pilger nicht genau sagen kann, wo und wie und seit wann genau es schmerzt? Dann hilft das mehrsprachig besetzte Call-Center des Weltjugendtags, dessen Nummer Ärzten und Kliniken im Vorfeld bekannt gemacht wurde.

Wo ambulante Behandlung oder gar ein Klinikaufenthalt nötig ist, da entstehen Kosten. Bei deutschen Teilnehmern dürfte das in der Regel kein Problem sein. Denn die sind in der Regel krankenversichert und müssen notfalls höchstens die Praxisgebühr und die Zuzahlung zu Medikamenten aufbringen. Doch wer trägt die Kosten bei ausländischen Besuchern? Damit erkrankte ausländische Pilger in Deutschland nicht in Vorleistung treten oder damit Ärzte im Nachhinein nicht aufwändige Verhandlungen mit ausländischen Krankenkassen führen müssen, ist im Teilnehmerbeitrag vorsorglich ein, wenn auch begrenzter, Versicherungsschutz inbegriffen. Er deckt die Kosten für unmittelbare Akutbehandlung ab und sorgt dafür, dass die jungen ausländische Pilger im Notfall weder Praxis- oder Rezeptgebühr, noch Zuzahlung pro Tag im Krankenhaus aufbringen müssen. Im Ernstfall übernimmt diese Reisekrankenversicherung zudem den Rücktransport des ausländischen Teilnehmers in dessen Heimat. Aufschiebbare Behandlungen, die etwa im Bereich der Zahnmedizin über schmerzstillende Behandlung oder Reparatur von Zahnprothesen hinausgehen, werden allerdings nicht erstattet. Darauf macht das Rheinische Zahnärzteblatt seine vielleicht allzu hilfsbereiten ärztlichen Leser aufmerksam. Ehe gar kostspielige Untersuchungen, Behandlungen und stationären Eingriffe anlaufen, müssen die Weltjugendtags-Patienten in jedem Fall die Notrufzentrale der Pilger-Reiseversicherung unterrichten.

Und wenn medizinisch notwendige Hilfe nicht auf Einzelfälle beschränkt bliebe, sondern massenhaft nötig würde? Eine Frage, die angesichts neuerlichen Terrors manchen Besucher und Beobachter beschleicht. Im Rahmen einer Gefahrenanalyse seien von Fachleuten sämtliche denkbaren Szenerien für Rettungsdienste durchgespielt und Einsatzpläne erstellt worden, berichtet Sabine Bechine, Koordinatorin für Sanitätsdienst, Rettungsdienst und Feuerwehr vom Organisationsbüro des Weltjugendtages. Detaillierte Einsatzpläne liegen in der Schublade – wo sie hoffentlich auch bleiben. „Eine allerletzte Sicherheit ist mit Sicherheit nicht zu gewährleisten. Aber das Menschenmögliche ist bedacht“, bekräftigt Sabine Bechine. (PEK / K.V.)

 

 

 
 

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