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150 Jahre lebhafte Geschichte

Wagen Sie einen Blick in unsere Festschrift zum 150jährigen Jubiläum der Kolpingsfamilie.

„Der Gesellenverein in der Pfarrgemeinde Hardenberg-Neviges wurde gegründet und eingeführt im Jahre des Heiles tausendachthundertneunundfünfzig. … Die Gesellenvereine haben den Zweck, Religiosität und Sittlichkeit wie auch die Fortbildung der Jugend zu bewirken und zu fördern zum Wohle der Familien und Gemeinden.“ (Auszug aus der Chronik der Kolpingsfamilie Hardenberg-Neviges)

Am 16.10.1859 konnten die ersten Vorstandswahlen stattfinden: 30 anwesende Mitglieder wählten P. Georgius Bartels zum Präses. Damals wurden katholische Vereine noch von einem Geistlichen geleitet. Auf Bitte des Vorstandes wurde der Gesellenverein von Adolf Kolping persönlich in den Gesamtverband aufgenommen. Der Verein nahm einen raschen Aufschwung. Bei den wöchentlich stattfindenden Zusammenkünften bildeten sich bald eine Theater- und eine Gesangsgruppe.

1871 begann Bismarck seinen Kulturkampf gegen das katholische Leben in den deutschen Ländern. Auch die Tätigkeiten des Gesellenvereins waren davon betroffen. Denn die Zusammenkünfte wurden nun behördlich überwacht. Trotzdem wurde das 25jährige Stiftungsfest 1884 zusammen mit 35 Brudervereinen gefeiert. Diese große Beteiligung und der glänzende Verlauf der Feierlichkeiten waren ein Beweis für die Fortentwicklung des Gesellenvereins.

1888 war, trotz der Beendigung des Kulturkampfes 1887, ein schwarzes Jahr für den Gesellenverein: Der langjährige Präses P. Bruno Kroeger verstarb im Alter von 58 Jahren. Damit verloren die Nevigeser Gesellen ihren Gesellenvater. Er hatte zum Beispiel die St. Franziskus-Kranken-Kasse gegründet, damit den Gesellen eine Krankenunterstützung gewährt werden konnte. Außerdem sorgte er für gute christliche Erholung, indem er seinen Vereinsmitgliedern den Besuch von Wirtshäusern verleidete. Stattdessen sorgte er für Billard, Kegelbahn und gute Lektüre aus der Vereinsbibliothek im Vereinslokal, so dass der dortige Besuch besonders angenehm wurde.

1889 hatte der Verein nur noch 30 Mitglieder. Diese bemühten sich aber stark um Nachwuchs, so dass der Gesellenverein bereits 10 Jahre später 210 Mitglieder zählte. Da war es nicht weiter verwunderlich, dass der Gesellenverein sich rege an den Feierlichkeiten zur Einweihung des neuen Vereinshauses der Pfarrgemeinde 1901 beteiligte. (Dieses ganz im gotischen Stil erbaute Gebäude musste allerdings 1966 dem Bau der neuen Wallfahrtskirche weichen.)

Die Feier des 50jährigen Stiftungsfestes 1909 wurde mit einer Wallfahrt zum Nevigeser Gnadenbild begangen. Daran beteiligten sich etwa 4.000 Personen aus 61 Vereinen. Das Vereinshaus bot für diese Menschenmasse nicht genügend Platz, so dass die Räumlichkeiten von örtlichen Gaststätten mitgenutzt wurden.

Der 1. Weltkrieg überschattete von 1914-1918 die Arbeit des Gesellenvereins. Viele Mitglieder erhielten Gestellungsbefehle. Die Bildungsveranstaltungen an den Montagabenden wurden fortgesetzt, auf Festveranstaltungen jedoch wurde verzichtet.

Nach dem 1. Weltkrieg litt der Verein sehr unter der Geldentwertung des Jahres 1923. Man erhielt zwar eine Entschädigungszahlung von 2 Millionen Reichsmark von den Besatzungsmächten, die im Vereinshaus wie die Vandalen gehaust haben müssen. Es bedurfte aber dennoch mehrerer Anläufe, bis es endlich gelang, genügend Geld für eine neue Vereinsfahne zu sammeln. Es ist dem unermüdlichen Fleiß des Seniors (heute würde man sagen: des 1. Vorsitzenden) Hermann Niewerth zu verdanken, dass eine neue Fahne zum 64jährigen Stiftungsfest eingeweiht werden konnte.

1928 wurde in Neviges ein Zimmer für durchwandernde Gesellen eingerichtet. Die Mitgliederzahl betrug in diesem Jahr 232.

Trotz der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde das 75jährige Stiftungsfest 1934 öffentlich gefeiert. Es gab eine riesige Prozession mit dem Gnadenbild auf den Marienberg. Dort wurde die Hl. Messe zelebriert. Nachmittags wurde ein scheinbar endloser Umzug durch die Straßen der Stadt veranstaltet.

Von 1938-1946 war die Arbeit des Gesellenvereins kaum möglich. Trotzdem schreibt der Chronist: „Trotz aller Schwierigkeiten, die uns unter der Regierung des ‚Dritten Reiches’ gemacht wurden, gelang es unserem Verein, namentlich in den ersten Jahren dieses Gewaltregimes, zusammenzuhalten und regelmäßig Versammlungen durchzuführen, wenn es auch oft sehr schwer war, die Zugehörigkeit zum katholischen Gesellenverein offen zu bekennen oder sich gar mit demselben in der Öffentlichkeit zu zeigen. … Zur endgültigen Einstellung unserer Tätigkeit zwang uns dann der Ausbruch jenes unseligen Krieges, in dessen Verlauf wir viele unserer amerikanischen, englischen oder französischen Kolpingbrüder Feinde nennen mussten.“ Im Krieg fielen 11 Mitglieder des Gesellenvereins.

1946 konnte die Arbeit wieder aufgenommen werden. Viele Vertriebene aus den Ostgebieten, Schlesien, Pommern, Ost- und Westpreußen fanden im Gesellenverein, der seit 1936 Kolpingsfamilie heißt, ein neues zu Hause. Sie unterstützen den Verein tatkräftig.

1949 feierte man das 90jährige Stiftungsfest mit einem großen Festumzug, an dem sich die Handwerker mit 15 festlich geschmückten Wagen beteiligten. Im November desselben Jahres veranstaltete die Kolpingsfamilie eine Ausstellung, die die erste große Leistungsschau für Handel, Handwerk und Gewerbe war.

1957 wurde der Fanfarenzug der Kolpingsfamilie Hardenberg-Neviges gegründet. Ihm oblag es in den folgenden Jahren die Jubiläen, Karnevalsveranstaltungen und andere Feierlichkeiten musikalisch zu gestalten.

Die Feierlichkeiten zum 100jährigen Stiftungsfest 1959 wurden durch die Vorstellung eines Hörbilds mit dem Titel ‚Unser Banner ist entrollt’ von Josef Heimannsberg eröffnet. Zu den Besonderheiten dieses Jubiläums gehörte die Einweihung der neuen Gedenktafel für die Kriegsopfer, die von Josef Heimannsberg und den Brüdern Josef und Bernhard Olbrich gestaltet wurde. Nach dem Festakt gab es eine Kundgebung auf dem Marienberg, bei der Erzbischof Joseph Kardinal Frings eine Predigt hielt. Er erinnerte an die vier Ziele Kolpings für seine Wandergesellen:

  • ein echter katholischer Christ,
  • ein guter Familienvater,
  • ein tüchtiger Handwerksmeister und
  • ein guter Bürger des Staates

zu sein.

Bereits Ende der 50er Jahre machte sich ein Rückgang des Besuchs der wöchentlich stattfindenden Versammlungen bemerkbar, so dass diese nur noch alle zwei Wochen stattfanden. Die Mitglieder waren verpflichtet daran teilzunehmen. In den 60er Jahren fanden die geselligen Angebote mehr Zuspruch als die religiösen. Es war sehr schwierig den Verein weiterzuführen und lebendig zu halten. Aber von dieser Entwicklung waren auch andere Vereine betroffen. Sie mochte durch die technische Entwicklung und vor allem das Fernsehen ausgelöst worden sein.

In den 70er Jahren erfuhr die Kolpingsfamilie dann wieder einen Aufschwung, nicht zuletzt dadurch, dass seit 1975 auch Frauen im Verein zugelassen waren. Dadurch wurde die Kolpingsfamilie ihrem Namen erst wirklich gerecht.

Zum 115-jährigen Stiftungsfest 1974 wurde zum ersten Mal ein Fußballturnier mit Brudervereinen aus der Umgebung veranstaltet. Dieses sollte in den Folgejahren Tradition werden.

In den 80er und 90er Jahren entwickelte sich die Kolpingsfamilie Hardenberg-Neviges zu einem Verein, der der ganzen Familie, vom Säugling bis zum Greis, Raum bietet.


 
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