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Seminarbericht der Gruppe Beige 14/15
Komplett, sich selbst sein
Alle Freiwilligen müssen während ihres Freiwilligendienstes an fünf so genannten Bildungsseminaren teilnehmen. Die BFD-lerin Juliane Neu aus Köln berichtet von ihrem ersten Seminar, das sie mit ihrer Kursgruppe "Beige" in Bornheim erlebt hat.
Am 6.10.2014 um 8 Uhr, wohlgemerkt drei Stunden später als gewöhnlich, fahre ich von Köln Nippes aus nach Köln Porz. Warum? Um mit drei anderen jungen Damen, die ich ehrlich gesagt nicht näher kenne, zu einem, mir bis dato ebenfalls unbekannten Ort, namens „Bornheim“, zu fahren.
Was seltsam klingt ist eigentlich simpel zu erklären: An diesem Montag im Oktober fand das erste Seminar für die Bundesfreiwilligendienstleistenden der Gruppe „Beige“ statt. Ich muss gestehen, dass ich im Vorhinein relativ unmotiviert war, vier Nächte nicht in meinem eigenen Bett und dann auch noch umringt von unbekannten Gesichtern, zu verbringen. Doch schon nach den ersten Stunden mit den anderen Gruppenmitgliedern denke ich, dass die ganze Angelegenheit wohl doch noch ganz nett werden kann.
Tatsächlich kommt es mir am Abend eben dieses Montages sogar so vor, als würde ich die anderen schon ewig kennen. Denn durch die Kennenlern-Spiele, die ebenfalls wider Erwarten cool sind, und die Offenheit aller, verstehen wir uns auf Anhieb prima!
Auf dem Seminar haben wir Gelegenheit, uns untereinander über die Erfahrungen in unseren Einrichtungen auszutauschen. Außerdem können wir uns selber Ideen für die Seminargestaltung einbringen. Alle Vorschläge werden positiv angenommen und umgesetzt, so basteln wir einen Seminarbriefkasten, übernehmen Wortpatenschaften, ziehen Weihnachtswichtel, planen Spiele und unsere Freizeitgestaltung, sei es Tischtennis, das Werwolfspiel oder ein gemeinschaftlicher Abstecher beim Supermarkt. Wie das bei Fahrten nämlich so ist, verbringen wir einen großen Teil unserer Zeit mit Essen: Frühstück, Mittagessen, Kaffe und Kuchen, Abendessen und zwischendurch wird natürlich geknabbert. Vor allem der vom Haus organisierte „Veggie- Tag“ wird kontrovers diskutiert.
Bei allem Spaß vergessen wir jedoch auch nicht den Sinn und Zweck des Seminars. Die morgen- und abendlichen Impulse berühren und beschäftigen uns oft langanhaltend. Wieder einmal offenbart sich unser toller Gruppenzusammenhalt, denn alle sind füreinander da, lassen sich auf die Besinnung ein und hören einander zu. So wäre das „Group Building“ am dritten Tag für uns eigentlich unnötig gewesen, hätte es nicht so viel Spaß gemacht und uns andere Blickwinkel gezeigt. Bei einem Spiel beispielsweise stehen alle Teilnehmer auf Stühlen und müssen versuchen in eine Ecke des Raumes zu gelangen, ohne den Boden zu berühren. Zudem sind manche gehandicapt und können nicht sehen, sprechen oder ihre Arme bewegen. Es kann doch recht schwierig sein dem Chaos im Raum zuzuschauen, ohne etwas dazu sagen zu können. Doch, wahrscheinlich aufgrund unserer Arbeitserfahrungen im sozialen Bereich, versuchen wir jeden mit einzubeziehen, auch wenn das heißt, sich mit Händen und Füßen zu verständigen.
Am vierten Tag geht es kreativ weiter. Während wir mit unserer Bildungsreferentin Astrid Linke in Einzelgesprächen ebenfalls noch mal über unseren Einsatz sprechen, verbringen wir die „Wartezeit“ mit dem Basteln von Ringbüchern. Anschließend schreiben wir uns liebe Briefe, lustige Witze oder nette Sprüche hinein und wollen dies im Verlauf der Seminare beibehalten, um uns für immer an diese tolle Zeit erinnern zu können. Den Abend lassen wir selbstverständlich wieder gemeinsam ausklingen, jedoch nicht ohne vorher noch die „Stunde der Besinnung“ für den nächsten Morgen vorzubereiten.
So beginnen wir den letzten Tag weniger ausgeschlafen und ein bisschen traurig, dass das erste Seminar sich dem Ende entgegen neigt. In der Feedback-Runde zeigt sich erneut, was für eine schöne Woche wir hatten: „Man konnte komplett man selbst sein und musste sich nicht verstellen und wurde gerade dafür gemocht“ oder „Es war so cool, weil sich jeder mit jedem verstanden hat und es gar keine Grüppchenbildung gegeben hat“, war der allgemeine Tenor. Den Grundstein für neue Freundschaften gelegt, eine Menge Pläne für das nächste Seminar im Gepäck und die ein oder andere Träne wegblinzelnd, was dem Ein oder Andern nicht ganz gelingt, verabschieden wir uns. Bis zum nächsten Mal.
Juliane Neu