Seminare
Aktuelles
Landtagsbesuch der Gruppensprechenden
Einsatzstellentagung
Seminarbericht Grau 12/13
Keine Aufgabe ist unüberwindbar - oder doch?
Pünktlich um viertel nach neun Uhr sitzen alle Mitglieder der Seminargruppe GRAU vollkommen ausgeschlafen und gut gelaunt im Stuhlkreis im Seminarraum des Haus‘ Venusberg. Während einige mit ihren Gedanken noch im Bett liegen, kennen unsere Teamer Uwe, Steffi und Lisa keine Gnade und fangen direkt mit einem Aufwärmspiel an. Wir sollen uns, nach unseren Geburtstagen sortiert, in einer Reihe aufstellen. Die Aufgabe klingt eigentlich ganz einfach, wäre da nicht diese eine Einschränkung. Wir dürfen nicht reden. Gesagt, getan: Souverän meistern wir gemeinsam die erste Hürde des Tages.
Und dann geht’s auch schon richtig los. Mit Lunchpaketen bewaffnet machen wir uns auf den Weg. Aber obwohl Steffi großartige Überzeugungsarbeit leistet, entschließen sich letztlich doch nur zwei (darunter auch ich) dazu, mit in die Krankenpflegeschule zu kommen. Die anderen Freiwilligen fahren in die Uni Bonn, um wahlweise einer Vorlesung in Geschichte oder in Soziologie zu lauschen. Die Mehrheit entschied sich übrigens für Soziologie.
Zu viert, Steffi und Uwe sind auch dabei, erreichen wir also nach kurzer Autofahrt die Karl-Borromäus-Krankenpflegeschule und werden von einem jungen Mann begrüßt, der uns in einen Seminarraum führt. Nachdem wir die wichtigsten Dinge geklärt haben („Wer möchte Kaffee oder Kuchen?“), beginnt er seinen etwa anderthalbstündigen Vortrag über die verschiedenen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die es an der Schule gibt. Natürlich geht er dabei auch auf unsere Fragen ein. Nach einer kleinen Führung durch die verschiedenen Räumlichkeiten der Schule, ist der Besuch leider auch schon beendet. Schade eigentlich, denn es war wirklich sehr interessant und informativ.
Wie viel Geld gibst Du im Monat für Nahrungsmittel aus?
Um unsere müden Knochen ein wenig zu bewegen, gehen wir zu Fuß zur Uni, wo wir nach einer halben Odyssee schließlich auf die anderen Freiwilligen treffen. Einige packen bereits ihr Mittagessen aus, aber für eine Pause haben wir jetzt keine Zeit. Wir werden angewiesen, uns im Kreis aufzustellen und kriegen sofort eine weitere Aufgabe. Wir bilden Fünfergruppen und jede bekommt einen Zettel, auf der eine Frage steht, die es zu beantworten gilt, zum Beispiel: „Wie viel Geld gibst Du im Monat für Nahrungsmittel aus?“ Allerdings sollen wir Antworten auf die Fragen natürlich nicht selber geben… Stattdessen sollen wir die Uni nach Studenten durchsuchen, die uns unsere Fragen ausführlich beantworten möchten. Und tatsächlich hat jede Gruppe, zu unserer aller Freude, nach zwanzig Minuten eine mehr als zufriedenstellende Antwort parat.
Nach diesem Erfolg dürfen wir nun auch endlich eine wohlverdiente Pause machen, bevor das Programm in der Bonner Innenstadt weitergeht. Dort beginnen wir mit einer neuen Einheit, der „Selbsterfahrung“.
Die erste Aufgabe, die wir bekommen, wirkt eigentlich ganz einfach. Wir sollen Blickkontakt zu Passanten aufbauen und diese dann begrüßen. Doch das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Die meisten Passanten schauen sofort weg oder reagieren nicht. Umso größer ist natürlich die Freude, wenn man es dann doch endlich geschafft hat.
Die zweite Aufgabe ist etwas einfacher: Passanten ansprechen und nach irgendetwas, zum Beispiel nach einem Taschentuch oder einem Kaugummi fragen. Die meisten sind sehr spendabel und geben uns teilweise sogar ganze Taschentuch- oder Kaugummipackungen.
Nun folgt die dritte Aufgabe. Wir sollen unser neu erworbenes Utensil eintauschen, indem wir erneut Menschen ansprechen und nach etwas Anderem fragen. Das Problem ist allerdings, dass einige ihren Kaugummi schon im Mund haben…Doch auch nach einigen Anlaufschwierigkeiten stellt diese Aufgabe für uns kein Hindernis, sondern lediglich eine Herausforderung dar. Und so dürfen wir am Ende mehrere Kugelschreiber, ein Parfum, einige Tafeln Schokolade und ein Feuerzeug unser Eigen nennen.
Daran sieht man wieder: Keine Aufgabe ist zu schwierig für eine Gruppe Freiwilliger. Oder doch? Die finale Aufgabe hat es in sich. Wir sollen insgesamt hundert Menschen zusammentrommeln und mit ihnen auf dem Rathausplatz „Oh, Tannenbaum“ singen. Und das in nur zehn Minuten! Nach diesen zehn Minuten wissen wir: Es gibt also doch noch Aufgaben, die auch für eine Gruppe Freiwilliger nicht zu schaffen sind. Aber immerhin mit etwa siebzig Mann und Frau stehen wir am Ende vor dem Rathaus und singen. Und besonders schön ist es dann, wenn man sieht, wie viel Spaß alle dabei haben. „Es ist wirklich toll, einfach mal wieder zu singen!“, sagen uns einige Frauen und setzen ihren Einkaufsbummel gut gelaunt fort.
Dann endlich ist auch die letzte Aufgabe erledigt und wir dürfen den restlichen Abend zu unserer freien Verfügung nutzen. Während die einen über den Weihnachtsmarkt schlendern oder die Zeit für einen Schaufensterbummel nutzen, lassen die anderen den Abend im Haus Venusberg bei einer Runde „Tabu“ ausklingen.
Und auch wenn es ein sehr stressiger Tag war, an dem einige an ihre Grenzen stießen, war er doch mit Sicherheit für uns alle eine große Bereicherung.
Kim Ketteler